Die Klimakrise bringt mehr Dürren, auch für Österreich. Damit steigt auch hierzulande die Waldbrandgefahr. Neue Forschungsprojekte und achtsames Verhalten im Wald sollen die Brände in Schach halten.
Kaum ein Land in Europa bleibt diesen Sommer vom Feuer verschont. In Spanien haben Brände bereits mehr Wald vernichtet als in jedem anderen Jahr zuvor – und das schon Ende Juli. Seit Jahresbeginn 2022 hat das Feuer 2.000 Quadratkilometer Wald zerstört. Das entspricht beinahe der Fläche Vorarlbergs. Nur in Spanien alleine. In weiten Teilen Südeuropas sieht es nicht viel besser aus. Italien, Kroatien, Portugal, Frankreich, Griechenland. Sie alle kämpfen diesen Sommer gegen gewaltige Waldbrände.
In weiten Teilen Österreichs ist die Waldbrandgefahr Anfang August zwar gering. Das zeigt ein Blick auf die Waldbrandkarte der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Doch die Lage kann sich auch bei uns schnell ändern, wenn der Regen ausbleibt.
Der größte Waldbrand in der Geschichte Österreichs
Das hat der Waldbrand im niederösterreichischen Rax-Gebiet im Oktober letzten Jahres gezeigt. Ein extrem trockener Herbst hat dem Feuer ermöglicht, sich extrem rasch auszubreiten. Innerhalb von zehn Stunden stand ein ganzer Berg in Flammen. Die erschreckenden Bilder des Feuers haben für viele begreifbar gemacht, dass sich auch Österreich zu einem Waldbrandland entwickelt.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Trockenheit ist Grundvoraussetzung für Waldbrände
Denn Dürrephasen nehmen auch im Alpenraum deutlich zu, wie eine 2020 veröffentliche Studie der ZAMG zeigt. Durch die Klimakrise werden Wetterextreme immer häufiger. Dazu zählen Hitzewellen oder eben lange Phasen ohne Regen. Beides erhöht die Waldbrandgefahr.
„Die Waldbrandgefahr ist heuer deutlich höher als noch vor zehn Jahren.“
Das zeigt auch die Waldbrand-Datenbank der Universität für Bodenkultur. Brände mit einer Brandfläche von unter einem Hektar haben deutlich zugenommen. In den 2000ern waren es durchschnittlich rund 130 Brände im Jahr. Zwischen 2011 und 201 schon durchschnittlich 220 Brände pro Jahr. Diese Tendenz bestätigt auch Felix Montecuccoli, Präsident der Land & Forst Betriebe Österreich. In einem Interview mit dem Ö1 Morgen Ende Juli sagt er: „Die Waldbrandgefahr ist heuer deutlich höher als noch vor zehn Jahren.“
Neue Waldbrandforschung gestartet
Auf große Waldbrände wie dem auf der Rax muss sich Österreich vorbereiten. Im Frühjahr dieses Jahres haben sich die ZAMG, die Universität für Bodenkultur und weitere große Forschungseinrichtungen für neue Waldbrandprojekte zusammengeschlossen. Das Landwirtschaftsministerium fördert diese Projekte mit dem österreichischen Waldfonds. Das Ziel der Forscher:innen: Sie wollen die Waldbrandgefahr in Österreich besser einschätzen können.
- Projekt Ignite
Ignite beschäftigt sich mit der Entstehungsgefahr von Waldbränden in Österreich. Wie leicht ein Feuer entsteht, hängt stark davon ab, wie feucht der Waldboden ist. Und die Feuchtigkeit des Bodens hängt wiederum davon ab, um welchen Wald es sich genau handelt. Zum Beispiel, welche Baumart vermehrt im Wald wächst. Und genau hier setzt das Forschungsprojekt Ignite an. Forscher:innen wollen verstehen, wie lange der Boden in unterschiedlichen Waldtypen feucht bleibt, nachdem es geregnet hat. So können sie zukünftig besser sagen, wo große Waldbrandgefahr besteht. Im Rahmen von Ignite nehmen sie Bodenproben in Wäldern und machen Entzündungsversuche im Labor. Das neue Wissen arbeiten sie dann in eine Karte ein, die Expert:innen hilft abzuschätzen, wie leicht in welchem Wald Brände entstehen können.
- Projekt Emerge
Während Ignite verstehen möchte, wo das nächste Feuer entsteht, beschäftigt sich das Projekt Emerge damit, wie sich Feuer verhält, wenn es schon da ist. Forscher:innen wollen verstehen, wohin sich Waldbrände ausbreiten und mit welcher Geschwindigkeit sie das tun. Das hängt nicht nur vom Wetter ab, sondern auch davon, ob es gebirgig oder flach ist. Oder beispielsweise davon, wie dicht die Bäume beisammen stehen und wo es Lücken im Wald gibt. Die so gewonnen Informationen werden in einen neuen Waldbrandsimulator eingespeist. Der soll Behörden und den Feuerwehren zukünftig helfen, die Ausbreitung von Waldbränden und damit ihr Gefährdungspotential besser einzuschätzen.
- Projekt Firedata
Bei Firedata geht es darum, alle vergangenen Waldbrände in Österreich möglichst gut zu dokumentieren. Forscher: innen wollen die bereits existierende Waldbrand-Datenbank der Universität für Bodenkultur verbessern und mit neuen Waldbränden füttern. Wer die Waldbrände der Vergangenheit versteht, kann auch bessere Prognosen für zukünftige treffen, lautet das Credo.
Das kann jeder einzelne tun
Aber nicht nur die Wissenschaft kann etwas dazu beitragen, Waldbrände besser in den Griff zu bekommen. Beinahe 9 von 10 Waldbränden in Österreich verursacht der Mensch selbst. Das ist aber auch eine gute Nachricht. Denn so können wir das Risiko für Waldbrände deutlich senken, wenn wir alle achtsam bei unseren Waldbesuchen sind. Die wichtigsten Regeln sind:
- Kein offenes Feuer machen
Offene Feuerstellen und Lagerfeuer sind in allen Wäldern Österreichs verboten. Für Zelt- oder Lagerplätze im Wald kann die Forstbehörde Feuer zwar bewilligen. Im Zweifel gilt aber: Wenn es niemand ausdrücklich erlaubt, ist es verboten.
- Keine Zigarettenstummel wegwerfen
Rauchen im Wald ist prinzipiell erlaubt. Allerdings darf man die glimmenden Zigarettenstummel auf keinen Fall am Waldboden zurücklassen. Ist die Waldbrandgefahr durch anhaltende Trockenheit besonders hoch, können Bezirke das Rauchen im Wald auch per Verordnung verbieten. Auch hier gilt: Im Zweifel sollte man mit der Zigarette warten, bis man den Wald verlassen hat.
- Dosen und Glasflaschen nicht im Wald zurücklassen
Glas und schimmerndes Metall bündeln Sonnenlicht und können so genug Wärme erzeugen, um ein Feuer auszulösen. Leere Dosen und Glasflaschen entsorgt man daher in Mistkübeln oder nimmt sie im Rucksack wieder mit aus dem Wald.
- Autos nicht auf trockenem Gras parken
Der heiße Auspuff kann schnell das Gras entzünden. Feuer verbreitet sich auf trockenes Gras blitzschnell und kann so in kurzer Zeit den umliegenden Wald entzünden. Fahrzeuge sollte man daher immer auf befestigen Untergrund oder Schotter parken.
- Auch interessant: Die Klimakrise macht unsere Städte immer heißer
- Die Zukunft der heimischen Wälder: Wie wir unsere Wälder fit für die kommenden Klimaveränderungen machen
- Experiment für alle: Der Teebeutel Index