Ein durchschnittlicher Stromausfall in Österreich dauert rund 35 Minuten. Das ist nicht lange und leicht zu überstehen. Fällt jedoch die Stromversorgung in weiten Teilen des Landes oder sogar in mehreren Staaten aus, sieht das Szenario ganz anders aus. Dann spricht man von einem Blackout. Dem Worst-Case-Szenario in der Stromversorgung.
Die aktuelle Situation am Energiemarkt lässt die Warnungen vor einem Blackout im Winter lauter werden. Dennoch ist dieses Szenario für viele nur schwer vorstellbar. Kaum jemand von uns hat so etwas bisher erlebt. Der letzte überregionale Blackout in Europa war 1976, wo aufgrund eines Waldbrandes weite Teile von der Schweiz, Deutschland und Österreich für ein paar Stunden ohne Strom waren. Das war noch vor der Digitalisierung. Seitdem ist die Abhängigkeit unserer Infrastruktur von Strom enorm gestiegen.
Um zu veranschaulichen, was einen Blackout auslöst und wie wir uns vorbereiten können, müssen wir zuerst verstehen, was ein Blackout überhaupt ist.
Was ist ein Blackout?
Laut Herbert Saurugg, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge, müssen wir zwischen einem herkömmlichen Stromausfall und einem Blackout unterscheiden. Von einem Stromausfall spricht man, wenn es zu lokalen Störungen kommt, bei denen der Strom für einige Stunden und nur in einigen Teilen des Landes ausfällt. Die Störungen können oft in wenigen Minuten durch Umschaltmaßnahmen behoben werden. Häufige Auslöser sind Kabelschäden bei Grabungsarbeiten, Kurzschlüsse in Verteileranlagen, beschädigte Leitungen, Extremwetterereignisse.
Bei einem Blackout hingegen sind ein ganzes Land oder mehrere Staaten betroffen und für Tage oder Wochen vom Stromsystem getrennt. „Das ist der Ausgangspunkt. Die eigentliche Katastrophe beginnt jedoch erst danach mit dem Ausfall der Infrastruktur. Denn dieser kann nicht einfach wieder behoben werden, wie die Stromversorgung“, erklärt der Blackout-Experte Saurugg. Das heißt, auch wenn der Strom in Österreich nach einem Tag wieder funktionieren sollte, dauert es noch mehrere Tage, bis die Telekommunikationsversorgung, das heißt Handy, Festnetz und Internet wieder funktionieren. „Das ist auch das Gefährliche bei einem Blackout“, so Saurugg. Denn ohne Telekommunikationsversorgung gibt es keine Produktion, keine Warenverteilung und keine Treibstoffversorgung. Bis eine Grundversorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Ähnlichem wieder startet, kann bereits eine Woche vergangen sein. Um die tatsächlichen Auswirkungen erfassen zu können, ist es extrem wichtig, das Gesamtszenario zu betrachten.
Was verursacht einen Blackout?
Zu einem Blackout kommt es, wenn es im Stromnetz zu einer Überlastung kommt und diese nicht ausgeglichen werden kann. Fast alle unserer strombetriebenen Geräte funktionieren nur bei einer Spannung von 50 Hz. Um diese zu jedem Zeitpunkt konstant abrufen zu können, muss im Netz immer genügend Strom als Nachschub vorhanden sein. Ist das nicht der Fall und die Spannung sinkt, kann es zum Blackout kommen.
Aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage, der Klimakrise und der nur langsam vorankommenden Energiewende ist Energie und damit auch Strom nicht nur teuer, sondern auch knapp. Weniger Gas zum Heizen, bedeutet zum Beispiel auch mehr Stromverbrauch, um es warm zu bekommen. Steigender Stromverbrauch bei weniger Energiereserven erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Blackouts.
Weitere Auslöser für einen Blackout können extreme Naturereignisse, Cyberangriffe, technisches Versagen, Marktmanipulation oder Terroranschläge sein.
Wie wahrscheinlich ist ein Blackout?
Über die steigende Wahrscheinlichkeit eines Blackouts diskutieren Expert:innen seit vielen Jahren. Allerdings ist die Gefahr eines großen Stromausfalls durch die aktuelle Energiekrise größer geworden. Unser Alltag ist ohne permanente Stromversorgung nicht möglich. Wir sehen es als selbstverständlich an, zu jeder Zeit erreichbar zu sein, rund um die Uhr im Internet zu surfen oder per Knopfdruck Licht ins Dunkel zu bringen. Dafür haben wir uns ein länderübergreifendes Stromnetz geschaffen. Auch diese Vernetzung macht einen totalen Blackout in Zukunft wahrscheinlicher, meint Herbert Saurugg. „Grundsätzlich ist ein großes System stabiler als ein kleines, da Schwankungen besser ausgeglichen werden können. Wenn jetzt aber immer mehr Menschen von Gas auf Strom umsteigen, wir gleichzeitig aber immer weniger Strom haben, kann es an vielen Stellen zu parallellaufenden Schwankungen kommen. Dadurch wird das Gesamtsystem immer instabiler“, erklärt der Blackout-Experte. Andere schätzen die Wahrscheinlichkeit eines nahenden Blackouts in Österreich nach wie vor für gering ein. Das europäische Stromnetz ist das größte und stabilste zusammenhängende System der Welt und ist durch mehrere Notsysteme gesichert. Ausschließen kann den Ernstfall allerdings niemand.
Ist Österreich auf einen Blackout vorbereitet?
Laut einer Untersuchung der Krisenvorsorge sind derzeit weniger als die Hälfte der Österreicher:innen auf einen länger anhaltenden Stromausfall vorbereitet. Die meisten verlassen sich im Ernstfall auf die Regierung, das Bundesherr und die Rettungsdienste. Diese haben Notfallpläne für ein Blackout Szenario parat und geprobt. Trotzdem lohnt es sich, immer einen gewissen Grundvorrat für den Ernstfall zu Hause zu haben. „Wenn neun Millionen Menschen gleichzeitig betroffen sind, kann nicht jedem geholfen werden. Deshalb sollte sich jede:r von uns für mindestens zwei Wochen selbst zu Hause versorgen können“, so Krisenvorsorgeexperte Saurugg. Wie ihr euch zu Hause am besten vorbereitet, erfährt ihr in unserem Beitrag: Hast du alles für einen Plan B(lackout).
Wichtig: Energie sparen
Energie sparen ist eines der wichtigsten Dinge, um gemeinsam das Worst-Case-Szenario eines Blackouts vorbeugen zu können. Denn Strom ist allgegenwärtig. Auf der Autobahn langsamer zu fahren oder nicht die gesamte Wohnung oder das gesamte Haus zu heizen, hilft genauso, wie unnötige Lampen auszuschalten.