GemüseAckerdemie: Hier wächst Begeisterung

Kleine Samenkörner werden zu bunten Wundern: Mit der GemüseAckerdemie lernen Schulkinder, wie man Gemüse anbaut, pflegt und erntet. Sie gewinnen dabei ein tiefes Verständnis für Natur und Landwirtschaft.

Die Sonne strahlt, es sind angenehme 17 Grad und schon von Weitem hören wir fröhliches Kinderlachen. Wir sind am Weg in die Volksschule GTVS Rzehakgasse im 11. Bezirk. Denn dort steht heute das Bepflanzen des schuleigenen Ackers an. Klingt ungewöhnlich? Nicht für die Schüler:innen der dritten Volksschulklasse in Simmering. Seit Anfang Februar kümmern sie sich gemeinsam mit der GemüseAckerdemie liebevoll um ihre eigenen Gemüsebeete. In der heutigen Ackerstunde steht das Unkraut jäten, das Anlegen von Wegen und das Einsetzen von Jungpflanzen am Programm – und mittendrin das FREDA Magazin.

Die GemüseAckerdemie: Was ist das?

Die GemüseAckerdemie ist ein Bildungsprogramm des gemeinnützigen Sozialunternehmens Acker Österreich. Es richtet sich an Schüler:innen im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Acker wurde 2014 in Deutschland mit dem Ziel gegründet, Kindern und Jugendlichen einen bewussten und nachhaltigen Lebensstil näherzubringen. Mittlerweile gibt es das Bildungsprogramm an über 1.610 Schulen und Kindergärten in Deutschland, der Schweiz und seit 2021 auch in Österreich.

Der richtige Umgang mit dem Werkzeug ist das A und O beim Gärtnern. © FREDA Magazin/Markus Englisch
Der richtige Umgang mit dem Werkzeug ist das A und O beim Gärtnern. © FREDA Magazin/Markus Englisch
Los geht das Ackern:

Die Stunde beginnt mit einer kurzen Werkzeug-Einführung, denn Sicherheit hat oberste Priorität, erklärt Julia, AckerCoachin der GemüseAckerdemie und Leiterin der heutigen Ackerstunde. Seitdem es die GemüseAckerdemie auch in Wien gibt, ist sie als ehrenamtliche Mitarbeiterin Teil von Acker Österreich und begleitet Schulkinder dabei, ihre ersten Erfahrungen mit Pflanzen und Gartenwerkzeug zu machen.

Auf dem Boden vor Julia liegt ein Rechen, mit den Zinken nach oben gerichtet. „Ein falscher oder unaufmerksamer Tritt und der Rechen knallt einem gegen den Kopf“, veranschaulicht Julia den neugierigen Kindern. Diese lachen, passen aber alle aufmerksam auf, als die AckerCoachin weitere Instruktionen über die Verwendung von Gartenschere, Schaufel und Co erklärt. „Auch beim Gärtnern ist es wichtig zu wissen, wie man mit dem Werkzeug richtig umgeht, da es sonst schnell zu Verletzungen kommen kann“, betont sie. Nach weiteren Anweisungen teilen sich die knapp 30 Kinder in sechs Gruppen auf.

Wie setzt man Pflanzen richtig ein? Wie tief muss das Loch gegraben werden? Wann wird gegossen? All das und viel mehr erklärt <yoastmark class=

Sechs Gruppen für sechs kleine Ackerflächen

„Heute wollen wir unseren bereits bestellten Acker auf Vordermann bringen. Das bedeutet, Unkraut aus der Erde zupfen, Beete und Wege hacken und dann Tomaten“, erklärt die AckerCoachin. Neben Julia sind noch zwei weitere AckerCoach:innen vor Ort, die zusammen mit dem Lehrpersonal den jungen Gärtner:innen unter die Arme greifen. „Um das Unkraut richtig zu entfernen, fasst den Stängel unten vorsichtig an und zieht ihn mit einem leichten Ruck hoch, sodass ihr die Wurzeln mitreißt. Sonst wächst das Unkraut gleich wieder nach“, erklärt Julia den Kindern. Innerhalb eines Jahres bauen die Schüler:innen bis zu 30 Gemüsesorten auf ihrem SchulAcker an. Zu wissen, wie man mit welcher Pflanze umzugehen hat, ist für eine erfolgreiche Ernte daher besonders wichtig.

Ziel des Bildungsprogramms ist es, den Kindern neben vielen praktischen Infos auch theoretisches Wissen zu vermitteln. Weshalb Julia den Kindern während des Grabens und Jäten auch viele Hintergrundinfos über Pflanzenwachstum, Umweltschutz und auch nachhaltige Ernährung erzählt.

Auf dem Acker erforschen die Schulkinder aktiv ihre natürliche Umgebung und lernen über den Tellerrand zu blicken. Das Ziel: eine junge Generation für Natur und Nachhaltigkeit zu begeistern! © FREDA Magazin/Markus Englisch
Auf dem Acker erforschen die Schulkinder aktiv ihre natürliche Umgebung und lernen über den Tellerrand zu blicken. Das Ziel: eine junge Generation für Natur und Nachhaltigkeit zu begeistern! © FREDA Magazin/Markus Englisch
Erfolgsrezept: schuleigenes Gemüse

Dass das Konzept funktioniert, zeigt sich durch die Begeisterung der Kinder, wenn Julia ihnen neue Dinge erklärt. Auf die Frage, was ihnen an der GemüseAckerdemie am meisten gefällt, antwortet ein Bub: „Dass wir unsere Hände schmutzig machen können, natürlich.“ Ein anderer findet es besonders toll, dass der Unterricht draußen stattfindet, anstatt den ganzen Tag in der Klasse zu sitzen. Von der anderen Ecke des Ackers ruft ein Mädchen, dass sie später vielleicht selbst einmal Gärtnerin werden möchte, weil ihr die Arbeit mit den Pflanzen viel Freude bereitet. „Es ist wirklich großartig, mit wie viel Begeisterung die Kinder das Bildungsprogramm annehmen. Viele von ihnen haben zu Hause keinen Zugang zu einem Balkon oder gar zu einem Garten. Daher wissen sie auch nicht, wie aus einem Samenkorn eine Pflanze entsteht oder wie beispielsweise ein Lauch aussieht. Dank des schuleigenen Ackers haben sie nun die Möglichkeit, all das selbst kennenzulernen“, erklärt eine Lehrerin der dritten Volksschulklasse. Durch das gemeinsame Gärtnern erfahren die Kinder unmittelbar, wie spannend die Natur sein kann, wodurch ihre eigene Begeisterung für den Schutz der Natur und Nachhaltigkeit geweckt wird. „Denn das, was man kennt und liebt, das schütze man auch“, so Julia.

Die Schulkinder bauen gemeinsam mit ihren Lehrer:innen eigenes <yoastmark class=

GemüseAckerdemie für Lehrer:innen

Neben den Schüler:innen profitieren auch die Lehrkräfte von dem Bildungsprogramm. In den eigens für die Lehrer:innen erstellten Fortbildungen wird ihnen alles gezeigt, was sie fürs Ackern wissen müssen. Zusätzlich werden sie mit Unterrichtsmaterialien, einem wöchentlichen Newsletter und vielen Hilfestellungen auf der GemüseAckerdemie-Lernplattform ausgestattet. So wissen sie immer, was zu tun ist. „In den ersten Jahren bekommen die Schulen das volle Programm der GemüseAckerdemie. Die Lehrkräfte werden selbst schlaue Bäuer:innen und können nach den vier Begleitjahren den SchulAcker eigenständig bestellen“, erklärt Daniel von Acker.

Mitmachen und Verantwortungsbewusstsein fördern

Indem die Schüler:innen in Schulgärten oder auf Ackern mitwirken, lernen sie auf spielerische und spannende Weise Verantwortung für Natur und Umwelt zu übernehmen. Möchtest auch du und deine Schule Teil der GemüseAckerdemie sein? Mitmachen kann jede Schule, die Wert auf einen bewussten und nachhaltigen Lebensstil legt. Weitere Informationen für einen schuleigenen Acker findest du bei www.gemüseackerdemie.at.

Über die/den Autor:In

Linda Weidinger
Linda Weidinger
Linda hat Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie CREOLE an der Uni Wien studiert. Die letzten Jahre arbeitete sie als Journalistin und Social Media-Redakteurin. Ihr Ziel: Die Menschen aufzuklären. Ihr Traum: eine offene, tierliebe und tolerante Gesellschaft. Ihre Schwerpunkte: Gerechtigkeit, Klima- und Umweltschutz.

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