Damit wir den Strom aus erneuerbaren Energien speichern können, brauchen wir mehr Speichermöglichkeiten. Im Kärntner Arnoldstein ist nun der erste Batteriespeicher des Landes in Betrieb gegangen. Davon brauchen wir mehr.
Je mehr Strom wir mit Hilfe erneuerbarer Energien produzieren, desto mehr Möglichkeiten brauchen wir, um diesen effizient speichern zu können. Wenn an guten Tagen sehr viel Strom produziert wird, kann dies das Netz schnell überlasten. Bisher können Speicherkraftwerke solche Spannungsspitzen allerdings abfedern und den gespeicherten Strom liefern, wenn gerade wenig erzeugt wird. Im Kärntner Arnoldstein ging nun als technische Innovation der erste Batteriespeicher Österreichs in Betrieb.
Europäisch denken
Betrieben wird der Batteriespeicher von der Firma NGEN. Acht Megapacks von Tesla haben dort eine Gesamtkapazität von 10,3 Megawatt und 20,6 Megawattstunden. Das entspricht ungefähr dem Tagesverbrauch von 2400 Haushalten. Die Anlage hat 15 Millionen Euro gekostet und soll noch weiter ausgebaut werden. NGEN betreibt bereits Batteriespeicher in Slowenien und will zudem weitere in Portugal, Spanien, Italien, Kroatien, Deutschland und Polen. In Österreich ist ein weiterer Speicher in Salzburg geplant. „Wir denken europäisch“, sagt Co-Gründer und CEO Bernard, denn die Energiewende könne nur auf dieser Ebene passieren.
In Arnoldstein befindet sich der Batteriespeicher im Industriegebiet. Laut Bernard wird es künftig solche Speicher aber auch in Städten brauchen. In der Bevölkerung gibt es aber oft Vorbehalte gegen solche Projekte. Der Arnoldsteiner Speicher sollte ursprünglich in einem Wohngebiet in Klagenfurt stehen. Die Bewohner:innen hatten allerdings Angst wegen der Brandgefahr, die von den Batterien ausgeht. Laut Bernard gibt es die Gefahr der unlöschbaren Brände mit giftigen Dämpfen dank der neuen Lithium-Eisenphosphat-Akkus nicht mehr. In Arnoldstein gab es zudem eine eigene Einschulung für die Feuerwehr.
Stromversorgung dezentralisieren
NGEN möchte seinen großen Batteriespeicher mit mehreren kleinen aus Privathaushalten verbinden und so die Bereitstellung von Strom dezentralisieren. „Die größte Batterie des Landes können jene in unseren Häusern sein“, so Bernards Vision. Dazu soll das Service „Smart-Grid-Connect“ dienen, das Verbraucher, die über einen Smart Meter verfügen, mit dem virtuellen Netz verbindet. So sollen private PV-Anlagen und Batteriespeicher zu einem dezentralen Netz zusammengeschlossen werden. Mittels einer smarten Logistik soll dann für eine gleichmäßige Auslastung und damit für eine Stabilisierung des Stromnetzes gesorgt werden. „Ohne diese Art von Lösung wird es keine Energiewende geben können“, ist sich Bernard sicher. Er sieht in der Dezentralisierung der Energiebereitstellung einen notwendigen Schritt und zudem eine große Chance für neue Märkte und zu einer dynamischen Preisgestaltung.
Bis 2030 soll der heimische Strombedarf zu 100 Prozent mit grüner Energie gedeckt werden, 2022 stammten laut Österreichs E-Wirtschaft bereits 79,1 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Dass es zur Erreichung dieses Zieles Lösungen auf allen Ebenen braucht, liegt auf der Hand. Die Speicherung von Energie ist wohl ein Schlüsselfaktor auf diesem Weg. (APA, red.)