Neue Daten zu Plastikmüll in Österreich

Im Herbst erhobene Zahlen von Greenpeace zeigen, dass Österreich ein handfestes Plastikproblem hat. Jeder österreichische Haushalt wirft wöchentlich rund 50 Plastikverpackungen in den Müll. Das entspricht jährlich 10,7 Milliarden Verpackungen. Warum ein Wandel dringend nötig ist – und welche Lösungen Greenpeace vorschlägt.

Im Oktober hat Greenpeace alle Österreicher:innen dazu aufgefordert, eine Woche lang ihren Plastikmüll zu zählen. Wir haben berichtet. 12.000 Menschen aus über 3.800 Haushalten sind dem Aufruf zum „Plastik-Check“ gefolgt. Ende November wurden die Ergebnisse in einem Report präsentiert.

„Pro Haushalt waren es 50 Verpackungen pro Woche.“

Rund eine Million Tonnen Plastikmüll fällt in Österreich jährlich an, ein Drittel davon sind Plastikverpackungen. Von den Verpackungen würden auch nur rund 17 Prozent recycelt, dafür über 80 Prozent verbrannt. Das zeigt die Analyse des gezählten Plastikmülls.

„Pro Haushalt waren es 50 Verpackungen pro Woche“, sagte der NGO-Sprecher Stefan Stadler. Auf ganz Österreich gerechnet somit rund 10,7 Milliarden Plastikverpackungen jährlich allein in den Haushalten.

„Wichtig wären Mehrweg-Strategien.“

Um weniger Plastikmüll zu verursachen, fordert Greenpeace ein Verbot von vermeidbaren Einwegverpackungen. Etwa bei Obst und Gemüse oder einzeln verpackten Süßigkeiten. Karin Huber-Heim, Expertin für Kreislaufwirtschaft und transformative Geschäftsmodelle an der FH des BFI Wien, unterstützt diese Forderung: „Eine Lösung wäre eine gesamtheitliche Kreislaufwirtschaft“, stattdessen denke man viel zu schnell über energieaufwendiges Recycling nach. „Wichtig wären Mehrweg-Strategien“, so die Expertin.

Vonseiten der Industrie brauche es eine Reduktion von schwer recycelbaren Mischmaterialien und den Einsatz von hochwertigen Kunststoffen, „unnötige Verpackungen gehören hingegen eliminiert, egal ob aus Plastik oder aus anderen Materialien.

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Der Herkunft nach war der Lebensmittelbereich mit zwei Dritteln des gezählten Plastikmülls dafür eindeutig führend. Ein Verbot derartiger Einwegverpackungen hätte laut Dengler noch einen weiteren Vorteil. So könne auch die Lebensmittelverschwendung reduziert werden, wenn etwa nicht mehr drei Paprikas auf einmal gekauft werden müssen.

Stadler ergänzte, dass die Plastikverpackung ohnehin nicht unbedingt die hygienischste Lösung sei. Eine Gurke sehe zwar länger frisch aus, der nicht sichtbaren Keimbildung bei längerer Lagerung setze das Plastik jedoch wenig entgegen. Der Plastikcheck habe gezeigt, wie viele vermeidbare Einwegverpackungen im Umlauf sind. Es reiche nicht, Einwegplastik zu verbieten und dann andere Materialien zum Einsatz zu bringen, sagte Dengler abschließend.

„90 Prozent achten bereits jetzt darauf, ob es das Produkt auch als Mehrweg gibt.“

An die Politik gerichtet ist die Forderung nach einer Mehrwegquote bei Getränkegebinden. Sie soll in Richtung 80 Prozent gehen – ein Niveau, das in den 1990er-Jahren schon einmal erreicht wurde.

„90 Prozent achten bereits jetzt darauf, ob es das Produkt auch als Mehrweg gibt“, nannte Stadler ein Ergebnis des „Plastik-Checks“. Bei den Materialien sollte die Recycelbarkeit an erster Stelle stehen – und auch der Plastikmüllexport aus Österreich gehöre reduziert. Noch würden 325.000 Tonnen an Plastikabfällen ins Ausland verbracht, womit pro Werktag 25 Lkw mit rund 1.000 Tonnen Plastikmüll über die Grenze rollen.

Auch global müsse die Plastikkrise bzw. -flut bekämpft werden. In diesem Zusammenhang erinnerte Greenpeace an die aktuellen UNO-Verhandlungen in Busan (Südkorea) für ein Abkommen gegen Plastikverschmutzung.

Gefordert wurden hier starke und verbindliche Maßnahmen – darunter eine 75-prozentige Reduktion der Plastikproduktion bis 2040, Mehrwegquoten und auch ein globales Verbot für unnötiges Einwegplastik.

Die Ergebnisse des „Plastik-Checks“ zeigen klar, dass wir unseren Umweg mit Plastikverpackungen ändern müssen. Mit mehr Kreislaufwirtschaft, Mehrwegsystemen und dem klaren Willen, unnötige Verpackungen aus unserem Alltag zu verbannen, können wir das Problem lösen.

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Über die/den Autor:In

Markus Englisch
Markus Englisch
Markus studierte TV- und Medienproduktion in Wien. Sein größter Antrieb als Journalist ist es, die Klimakrise für alle Menschen begreifbar zu machen. Zuletzt war er als Redakteur bei PULS 4 tätig und leitete das Nachhaltigkeitsmagazin KLIMAHELDiNNEN.

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