Flüchtlinge mit Fell: Hilfe für Haustiere aus der Ukraine

Seit Ende Februar versinkt die Ukraine im Krieg. Die Menschen fliehen vor Terror und Gewalt. Viele von ihnen haben Haustiere und wollen sie nicht zurücklassen. Wie Tierschützer:innen ihnen helfen und was jede:r beitragen kann.

Darüber, wieviele Menschen aus der Ukraine flüchten müssen, gibt es relativ gute Zahlen: 3,5 Millionen Menschen waren es Mitte Mai bereits. Aber: Wieviele Haustiere mussten schon den Panzern weichen? Sie reisen mit ihren Besitzer:innen in provisorischen Transportboxen oder Tragetaschen, manche Flüchtlinge nehmen ihre Katzen und Hunde auch einfach an die Leine. Hauptsache raus aus der Gefahrenzone und das möglichst schnell – für die Tiere bedeutet das den puren Stress. Jeder, der selbst ein Tier hat, weiß, wie belastend eine ungewohnte Situation für ein Tier sein kann. Doch was ist die Alternative? Das Tier zurücklassen? Für viele Ukrainer:innen ist das ein absolutes No-Go.

Erste Hilfe für geflüchtete Tiere

In Wien gibt es nun erstmals auch eine Station für geflüchtete Menschen mit Haustieren. Die Aktion A G’spia für’s Tier (kurz AGFT) bietet Erste Hilfe vor Ort an. Ursprünglich wurde sie für Tierhalter:innen in den Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe ins Leben gerufen, jetzt wurde das Angebot für Flüchtlinge mit Haustieren adaptiert – denn noch nie gab es einen Krieg, bei dem so viele Menschen ihre Haustiere mitgenommen haben. Täglich kommen 15 bis 70 neue Tiere in die Ankunftsstellen. Sie brauchen Futter, Tierärzt:innen oder einfach einen Schlafplatz. Weil derzeit so viele Tiere mit ihren Besitzer:innen auf der Flucht sind, dürfen sie derzeit ohne Einreisepapiere, Chips oder Tollwut-Impfnachweise reisen. Erst wenn die Besitzer:innen an einem Ort bleiben wollen, müssen sie ihre Tiere anmelden und chippen.

Verschnaufen an einem sicheren Platz

AGFT bietet Menschen und ihren Haustieren einen sicheren Platz an und eine Verschnaufpause. „Auch Tiere sind durch die Flucht einem extrem erhöhten Stresspegel ausgesetzt. Dadurch kann es immer wieder zu unvorhersehbaren Verhaltensweisen kommen“, erklärt Sabine Rauscher, Leiterin des Projekts A G’spiar für’s Tier der Volkshilfe Wien. Das Angebot des AGFT-Projekts im Detail:

„Ein kurzer Gesundheitscheck und das nötige Equipment, um einen sicheren Aufenthalt oder Weiterreise zu ermöglichen, ist unabdingbar und wird von uns kostenlos zur Verfügung gestellt.“

  • Erste-Hilfe: Vor Ort gibt es ehrenamtliche Helfer:innen und veterinärmedizinische Unterstützung, die Erste Hilfe für verletzte Tiere leisten. Tiere mit schweren Verletzungen oder Erkrankungen werden an Tierarztpraxen weitergeleitet, die ukrainische Tiere kostenlos behandeln.
  • Verpflegung: Besitzer:innen erhalten vor Ort alles, was ihre Tiere benötigen: von Futter und Spielzeug über Transportboxen bis zu Leinen und Decken.
  • Sichere Unterkunft: Bis sie ein gemeinsames Quartier gefunden haben, bieten Tierschutz Austria und das TierQuarTier Flüchtenden mit Haustier an, ihre tierischen Begleiter kostenlos aufzunehmen – entweder bei freiwilligen Privatpersonen oder Organisationen wie Tierschutz Austria. Das gilt auch, wenn die Besitzer:innen an Corona erkranken und in Quarantäne müssen.
  • Tour fürs Tier: Das Team von AGFT besucht die verschiedenen Unterkünfte und bietet allen Tierbesitzer:innen eine Erstversorgung an.
  • Aufklärungsgespräche & Betreuung: Ein Haustier ist eine riesige Herausforderung für alle, die ein Quartier suchen. Die Angst, es nach der temporären Versorgung in fremden Unterkünften nicht mehr wiederzubekommen, ist bei vielen Flüchtenden groß. Aufklärungsgespräche vor Ort sind daher extrem wichtig.
Gemeinsam helfen

Wer das Projekt mit Sachspenden unterstützen möchte, folgende Dinge werden dringendst benötigt:

  • Maulkörbe in allen Größen
  • Katzengeschirre
  • Leinen und Brustgeschirre
  • Floh- und Zeckenmittel
  • Transportkörbe
  • Futter in kleinen Portionen
  • Tierspielzeug
  • Katzentoiletten plus Zubehör

Sachspenden können 24 Stunden täglich beim TierQuartier abgegeben werden sowie im AGFT-Büro der Volkshilfe Wien, Breitenfurter Straße 336, 1230 Wien, jeweils von Mo-Do 8-15 Uhr; Fr 8-12 Uhr.

Über die/den Autor:In

Linda Weidinger
Linda Weidinger
Linda hat Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie CREOLE an der Uni Wien studiert. Die letzten Jahre arbeitete sie als Journalistin und Social Media-Redakteurin. Ihr Ziel: Die Menschen aufzuklären. Ihr Traum: eine offene, tierliebe und tolerante Gesellschaft. Ihre Schwerpunkte: Gerechtigkeit, Klima- und Umweltschutz.

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