Klimaneutralität: Neue Pläne für die Industrie

Heimische Förderungen und internationale Forschung sollen Österreichs Industrie klimaneutral machen. FREDA fasst zusammen, wie diese Wende gelingen soll.

Kohle und Erdgas raus, Ökostrom und Wasserstoff rein. Das ist es im Grunde, was die Bundesregierung von der österreichischen Industrie möchte. Das übergeordnete Ziel dahinter: Österreich muss klimaneutral werden. Bis spätestens 2040, dieses Ziel hat man sich vor zweieinhalb Jahren ins Regierungsprogramm geschrieben.

„Die Industrie erzeugt mehr als ein Drittel aller Treibhausgasemissionen Österreichs.“

Und dabei spielt die Industrie eine wichtige Rolle. Die Anlagen brauchen oft hohe Temperaturen, etwa um Stahl herzustellen. Das kostet viel Energie, die noch oft in Form von Öl und Gas in die Anlagen fließt. In Summe ist die Industrie für mehr als ein Drittel der Treibhausgasemissionen Österreichs verantwortlich. Sie auf klimafreundliche Produktion umzustellen, ist also eine wichtige Klimaschutzmaßnahme. Aber nicht nur. Eine klimaneutrale Industrie ist auch unabhängiger – sowohl von russischem Gas als auch von hohen Energiepreisen.

Satte 5,7 Milliarden Euro nimmt die Bundesregierung für Förderungen in die Hand. Das Geld soll sicherstellen, dass Österreichs Industrie auch zukünftig im internationalen Wettbewerb bestehen kann. Nur so lassen sich auch auf Dauer die vielen Arbeitsplätze in der heimischen Industrie absichern.

Neue Förderung für klimaneutrale Produktionstechniken

Mit der sogenannten „Klima- und Transformationsoffensive“ gibt es eine völlig neue Förderung für die Industrie. Mit drei Milliarden Euro macht sie den Löwenanteil aus. Das Geld unterstützt den Aufbau von klimafreundlichen Produktionsprozessen. Bis 2030 werden jährlich 600 Millionen Euro ausgeschüttet.

Die lange Laufzeit der Förderung ist wichtig. Bereits heute entscheidet sich, wie in zehn Jahren produziert wird. Neue Industrieanlagen sind teuer, aufwendig zu errichten und erfordern oft jahrelange Finanzierung. Wenn ein Unternehmen heute eine klimafreundliche Anlage plant, muss es sich darauf verlassen können, dass der Bau in vier Jahren dann auch wirklich noch gefördert wird. Um das sicherzustellen, hat die Regierung die Klima- und Transformationsoffensive fix im Gesetz verankert.

Klimaschutzverträge für mehr Fairness

Eine weitere Neuerung für die Industrie sind die sogenannten „Carbon Contracts for Difference“. Das sind neuartige Klimaschutzverträge, die Unternehmen ermöglichen, sich höhere Betriebskosten durch klimaneutrale Produktionsweisen fördern zu lassen. Auf lange Sicht werden CO₂-freie Technologien zwar kostengünstiger. Während der Umstellung kann es aber noch zu höheren Produktionskosten kommen. Das gleicht die Regierung zukünftig mit den „Carbon Contracts for Difference“ aus. Die Verträge verhindern, dass Unternehmen, die weiterhin schmutzig produzieren, einen unfairen Vorteil haben.

Klimaneutral Industrie
Neben der bereits laufenden Umstellung auf Wind, Sonne und Wasserkraft, setzt die Regierung nun bei der Industrie an. Sie ist eine der wichtigsten Stellschrauben im Klimaschutz.

Weitere 1,5 Milliarden Euro fließen außerdem in die Energieeffizienz. Damit bekommen Industrieunternehmen Maßnahmen gefördert, die Energie sparen. Auch das verringert die Abhängigkeit von Gas. Eine dritte Förderschiene ist die Umweltförderung. Die richtet sich auch an kleinere Unternehmen und unterstützt sie beispielsweise bei der Wärmedämmung von Betriebsgebäuden oder beim Bau von einem eigenen Solarkraftwerk auf dem Dach. Dafür sieht die Regierung 600 Millionen Euro vor.

Österreich und Australien starten Mission „Net-Zero Industries“

Neben den neuen Fördergeldern engagiert sich Österreich auch für mehr Forschung, um die Wende in der Industrie voranzubringen. Gemeinsam mit Australien leitet Österreich die internationale Mission „Net-Zero Industries“. Das gab Klimaschutzministerin Leonore Gewessler Ende September bekannt. Teil der Mission sind die Europäische Union und 24 andere Länder, darunter China, Großbritannien, Kanada und Südkorea.

Ziel von Net-Zero Industries ist „die Entwicklung und beschleunigte Markteinführung von innovativen Technologien“, die in der Industrie Emissionen einsparen können. Net-Zero Industries legt den Fokus vor allem auf die Stahlerzeugung, Zementindustrie und anderen Hochtemperatur-Industrien. Bis 2030 möchte man bereits 50 große, industrielle Demonstrationsprojekte umgesetzt haben.

Über die/den Autor:In

Markus Englisch
Markus Englisch
Markus studierte TV- und Medienproduktion in Wien. Sein größter Antrieb als Journalist ist es, die Klimakrise für alle Menschen begreifbar zu machen. Zuletzt war er als Redakteur bei PULS 4 tätig und leitete das Nachhaltigkeitsmagazin KLIMAHELDiNNEN.

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