Die Ökologische Ökonomin Sigrid Stagl ist „Wissenschaftlerin des Jahres 2024“. Mit dem Preis wird sie für die Vermittlung ihrer wissenschaftlichen Arbeit zum Umgang mit dem Klimawandel, der Energiekrise und anderen zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen geehrt. Vergeben wird er jedes Jahr vom „Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist:innen“.
Energiekrise, Klimawandel, Ökologisierung der Wirtschaft, die grüne Transformation – es sind beileibe keine Themen, die nicht manchmal verzweifeln ließen. Doch Sigrid Stagl kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen: Die Ökonomin ist eine häufig gefragte Kommentatorin zur Einordnung der heimischen Klima- und Umweltpolitik und ist jetzt zur österreichischen Wissenschaftlerin des Jahres gekürt worden. Sigrid Stangl stammt aus dem Waldviertel in Niederösterreich und promovierte in den späten 1990er-Jahren in den USA als erste Person weltweit in „Ökologischer Ökonomie“.
Keine fünf Jahre ohne Klimaschutz
Angesichts der Aussichten auf eine FPÖ-geführte Bundesregierung mit voraussichtlich keinen Ambitionen, den Klimaschutz voranzutreiben, ist sie kritisch: Österreich habe „keine fünf Jahre“, um im Bereich Klimaschutz nichts zu tun. Wer auf Kosten des Umwelt- und Klimaschutzes das Budget sanieren will, liege falsch. Ein Klimaschutzministerium brauche es weiter.
Würde man zum Beispiel aus Spargründen die CO₂-Besteuerung – wie vor allem von der FPÖ mehrfach gefordert – wieder zurücknehmen, wäre das der Einschätzung der ökologischen Ökonomin „extra dämlich“. Denn eine solche Besteuerung soll 2027 europaweit kommen. Es bringe nichts, etwas, worum 30 Jahre politisch gekämpft wurde, wieder zurückzunehmen – nur um es dann wieder einführen zu müssen.
An Nachhaltigkeit führt kein Weg vorbei
Die österreichische Wirtschaft brauche hier einen klaren Pfad mit Ziel und Stabilität, um ihr Handeln daran auszurichten. Möglichst klimaneutrales Handeln müsste für Firmen und Haushalte zur wirtschaftlich attraktivsten Variante werden. Und auch Interessensvertretungen, wie die Wirtschaftskammer, sollten positive Beispiele aus der Wirtschaft stärker vor den Vorhang holen und nicht weiter prominent die Anliegen der Blockierer vertreten. Am Umbau in Richtung Nachhaltigkeit führe kein Weg vorbei. Es brauche daher klare Hinweise seitens der Wissenschaft auf die äußerst besorgniserregenden Befunde aus der Klimaforschung und gleichzeitig positive Zukunftsbilder, wie die schlimmsten Auswirkungen noch abgefangen werden können.
Fokus auf Fossile ist innovationsfeindlich
Dass wir es in Zukunft womöglich mit einer wissenschaftlichen Erkenntnissen gegenüber äußerst skeptischen Regierungsspitze zu tun bekommen könnten, sei für Forschende zwar eine neue Liga, aber hierzulande auch nicht ganz neu. Sollten jetzt aber die Weichen wieder in Richtung verstärkte Nutzung fossiler Energieträger und damit in Richtung innovationsfeindlicher Geschäftsmodelle gestellt werden, wäre das verheerend. „Das hat nichts mit einer dynamischen Marktwirtschaft oder Wettbewerbsfähigkeit zu tun.“, sagt Stagl.
„Die Umwelt verändert sich und entweder wir verändern uns mit ihr oder wir tragen die Kosten des Nichthandelns.“
Den Menschen zu suggerieren, „wir können weiter tun wie bisher und es entstehen keine Kosten“, sei eine „Lüge“. Die Kosten des Nichttuns seien deutlich höher als jede Alternative: „Die Umwelt verändert sich und entweder wir verändern uns mit ihr oder wir tragen die Kosten des Nichthandelns.“
Klimaschutz muss politisch außer Diskussion gestellt werden
Dass schon in den vergangenen Wochen immer wieder Klimaschutz-Maßnahmen als mögliche Sparoptionen zur Budgetsanierung ins Spiel gebracht wurden, sei im negativen Sinn bezeichnend. Stagl erneuerte auch ihre Forderung, dass es in jedweder künftigen Regierung weiter ein Klimaschutzministerium geben müsse, und dieses nicht etwa in anderen Ressorts aufgehen dürfe. Klimaschutz müsse politisch „außer Diskussion gestellt werden“. (Red/APA)
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