Ohne Summen und Brummen ist der Frühling kein Frühling. Doch vielerorts verstummt die Natur, weil die Bienen immer weniger Blumen vorfinden. Deshalb ist es wichtiger denn je, in Gärten, auf Terrassen und Balkonen bienenfreundliche Blumen einzusetzen.
Stellt euch vor, es ist Frühling und keine Biene, Hummel und auch kein Schmetterling gehen hin. Eine grauenhafte, aber vor allem gefährliche Vorstellung. Denn die Natur braucht Insekten zum Überleben, und die Insekten brauchen die Natur. Pestizide und fehlende Grünflächen machen es den Insekten jedoch immer schwerer, ausreichend Nahrung zu finden. Seit einigen Jahren ist daher auch vom großen Insektensterben die Rede. Davon sind auch die Bienen betroffen. Die EU-Mitgliedsstaaten diskutieren deshalb seit Monaten über eine neue Pestizidverordnung. Der Kommissionsentwurf sieht vor, dass bis 2030 halb so viele Pestizide in der europäischen Landwirtschaft verwendet werden wie heute. Unterstützung kommt unter anderem von der Bürgerinitiative Bienen und Bauern retten: Mehr als eine Million Menschen haben sich hier für ein Ende der Ackergifte starkgemacht.
Die Verhandlungen in Brüssel laufen noch. In der Zwischenzeit können wir zu Hause schon einmal anfangen: Fast 40 Prozent der Österreicher:innen besitzen einen Garten, noch mehr einen Balkon oder eine Terrasse – Millionen potenzielle Bienenparadiese. Dafür müsst ihr beim Start der Gartensaison nur auf ein paar Dinge achten.
Die Biene und ihre vielen Artgenossinnen
Wusstet ihr, dass weltweit mehr als 20.000 Bienenarten bekannt sind? Davon sind etwa 800 in Österreich beheimatet. 28 davon sind soziale Bienenarten. Das heißt, sie leben als Volk in einem Bienenstock. Dazu gehört auch die wohl bekannteste aller Bienen, die Honigbiene. Von ihr gibt es weltweit nur neun verschiedene Arten. In Österreich lebt die westliche Honigbiene. Diese Bienen leben in großen Kolonien, die von einer Königin und vielen tausend Arbeiterinnen bewohnt werden und ihre Waben in speziellen Bienenstöcken bauen. Zur Hochsaison im Frühsommer kann ein Bienenstock bis zu 50.000 Bienen beherbergen.
Weitaus unbekannter als Honigbienen sind Wildbienen, obwohl es von ihnen mehr Arten in verschiedenen Größen gibt. Die kleinste Wildbiene, die Schmalbiene, ist oft nicht viel größer als ein Reiskorn, während die Blaue Holzbiene fast 30 Millimeter groß sein kann. Die meisten Wildbienen sind solitär. Das heißt, sie leben und nisten alleine in kleinen Löchern in Trockenmauern, in Schneckenhäusern, im Sandboden und in Totholz. Zu den bekanntesten solitären Bienenarten gehören die Mauerbiene, die Gehörnte Mauerbiene und die Rotpelzige Sandbiene.
Die Biene ist eine Superbestäuberin
Durch die intensive Landwirtschaft und die zunehmende Versiegelung von Flächen verlieren Bienen jedoch immer häufiger ihre Lebensräume. Auch der Einsatz von Pestiziden, der Klimawandel sowie Parasiten wie die Varroamilbe tragen zum massiven Bienensterben bei. Doch ohne Biene keine Früchte. Denn sie sind unter den Insekten die wichtigsten Pflanzenbestäuber und somit hauptverantwortlich für Biodiversität und gute Ernten. Wildbienen besuchen beispielsweise an einem Tag rund 5000 Blüten. Es ist daher wichtig, den Tierchen unter die Flügel zu greifen und bienenfreundliche Pflanzen in Gärten, auf Terrassen und Balkonen zu setzen. Dabei solltet ihr Folgendes beachten:
- Vielfalt statt Monokultur: Um Bienen eine reichhaltige Auswahl an Nahrung zu bieten, solltet ihr verschiedene heimische Pflanzen einsetzen.
- Bienen-Mahlzeiten: Bienen benötigen das ganze Jahr über Nahrung. Deshalb ist es wichtig, dass ihr Blumen, Kräuter und Stauden pflanzt, die vom Frühjahr bis in den späten Herbst blühen.
- Nicht alles, was gut riecht, ist auch schmackhaft: Nur Pflanzen mit ungefüllten Blüten stillen den Hunger der Bienen. Pflanzen mit gefüllten Blüten wie Geranien oder gezüchtete Dahlien duften zwar himmlisch, bieten den Bienen aber nur wenig Nahrung.
Für etwas mehr Biodiversität im Garten reicht es oft schon aus, eine Ecke einfach wuchern und sprießen zu lassen. Ein bisschen Totholz bietet Lebensraum für Insekten und eine Handvoll Wildblumensamen sorgt für genügend Futter. Auch Bienenweiden sind als Nahrungsquelle sehr geeignet. Das sind Pflanzen, die besonders reich an Nektar und Pollen sind. Dazu gehören beispielsweise Traubenkirsche, Eberesche, Schneeglöckchen, Vergissmeinnicht, Thymian, Schnittlauch und auch Aster. Obstbäume und Beerensträucher sind ebenfalls wahre Bienen-Magneten. Brombeeren und Himbeeren gehören beispielsweise zu den Lieblingspflanzen der Bienen.
Für Balkone und Terrassen eignen sich beispielsweise Kamille, Lavendel, Zitronenmelisse, Salbei und Glockenblumen. Aber auch ein Hochbeet mit Wildblumen ist super für den Balkon. Diese schmecken nicht nur den Bienen, sondern sind auch schön anzusehen.
Bio statt Gift
Beim Kauf von bienenfreundlichen Blumen im Baumarkt solltet ihr auf ungespritzte Pflanzen achten. Letztes Jahr hat Global 2000 in einem Stichprobentest bis zu sieben unterschiedliche Pestizide auf Blumen und Kräutern gefunden. Lavendel enthielt sogar 14 toxische Mittel und fast die Hälfte der getesteten Pflanzen war hochgiftig für Bienen.
Daher gilt grundsätzlich: Wenn ihr Insekten einen Wohlfühlort in euren Garten, auf der Terrasse und Co. bieten möchtet, solltet ihr auf Spritzmittel verzichten. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Methoden wie Mischkulturen und die Schaffung von Lebensraum für Nützlinge, die Pestizide überflüssig machen. Blumen und Kräuter solltet ihr zudem am besten im Gartengeschäft eures Vertrauens kaufen.