Wie wir den essbaren Müllberg halbieren

Das weltberühmte Schnitzerl, unsere Kaspressknödel oder nur einfach nur ein Kornspitz. Wir Österreicher:innen lieben unser Essen. Aber wir führen mit ihm nur Kurzzeit-Beziehungen, denn nach wie vor landen jedes Jahr Tonnen von einwandfreien Lebensmitteln im Müll. Die Umweltministerin will dieses Problem jetzt mit dem Aktionsplan „Lebensmittel sind kostbar!“ angehen.

Seit Ende April gibt es den ersten Entwurf des neuen Bundes-Abfallwirtschaftsplans. Hinter diesem sperrigen Namen verbirgt sich ein Bündel an Maßnahmen, die alle ein Ziel verfolgen: weniger Müll. Im Bundes-Abfallwirtschaftsplan finden sich unter anderem der kürzlich eingeführte Reparaturbonus oder die geplante Pfandregelung.

Den größten Teil des Kuchens macht aber die Lebensmittelverschwendung aus: Mehr als 500.000 Tonnen wandern allein aus Privathaushalten jedes Jahr in Österreich in den Mist – genießbar. Der Aktionsplan „Lebensmittel sind kostbar!“ soll das ändern. Mit 60 Maßnahmen will Klimaministerin Leonore Gewessler die Ziele des EU-Kreislaufwirtschaftspakets erreichen.

„EU-Ziel bis 2030: 50 % weniger Lebensmittelabfälle“

Die Europäische Union verlangt eine Halbierung der Lebensmittelabfälle bis 2030 (im Vergleich zu 2020). Aber schon bis 2025 soll der essbare Müllberg um 30 Prozent schrumpfen. Wir haben die wichtigsten Maßnahmen des Aktionsplans zusammengefasst:

Handel
  • Ein Kernsortiment wird bei Frischwaren eingeführt:
    Wer gegen Ende der Öffnungszeiten einkauft, soll das wichtigste vorfinden – ein Kernsortiment, das alle Geschmäcker und Anlässe abdeckt. Wenn nicht alle Artikel bis zur letzten Sekunde frisch angeboten werden, muss weniger weggeworfen werden.
  • Steuerlicher Anreize für die Weitergabe von Lebensmitteln werden geschaffen:
    insbesondere an soziale oder karitative Einrichtungen.
  • Weniger XXL-Verpackungen in Supermärkten:
    Viele Verbraucher:innen kaufen die größere Packung, weil sie günstiger erscheint als die kleine. Oft viel zu viel für den persönlichen Verbrauch – und das Essen landet im Müll.
Gastro & Kantinen
  • Variable Portionsgrößen:
    Jede:r soll zukünftig die Möglichkeit haben, nur so viel zu bestellen, wie er oder sie auch tatsächlich essen möchte.
  • Neue Küchenkonzepte wie „nose to tail“ und „root to leaf“:
    Die Idee: Möglichst alle Teile eines Lebensmittels verwerten, von der Nase bis zum Schwanz und von der Wurzel bis zum Blatt.
  • Öffentliche Großküchen kaufen B-Waren
    Großküchen und Kantinen in öffentlicher Hand setzen zukünftig beim Einkauf verstärkt auf sogenannte B-Waren, die sonst keine Abnehmer finden würden. Also Essen, das völlig in Ordnung ist, aber nicht „hübsch“ genug für den Verkauf im Supermarkt.
Landwirtschaft
  • Weitergabe von Ernteüberschüssen erleichtern:
    insbesondere an soziale oder karitative Einrichtungen.
  • Nachernten fördern:
    Bei den gängigen Erntemethoden bleiben oft beträchtliche Mengen an Feldfrüchten liegen. Das Ministerium plant, mit technischen Innovationen Landwirt:innen bei der Nachernte zu unterstützen.
Privathaushalte
  • leicht zugängliche und mehrsprachige Informationen zur Einkaufsplanung
  • verstärkte Bildungsarbeit an Schulen
  • öffentliche Kochworkshops

Über die/den Autor:In

Markus Englisch
Markus Englisch
Markus studierte TV- und Medienproduktion in Wien. Sein größter Antrieb als Journalist ist es, die Klimakrise für alle Menschen begreifbar zu machen. Zuletzt war er als Redakteur bei PULS 4 tätig und leitete das Nachhaltigkeitsmagazin KLIMAHELDiNNEN.

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