Echte Einsparung statt CO₂-Kompensation

Es gibt zwei Wege, wie ein Unternehmen sagen kann, dass es klimafreundlich ist. Entweder es erzeugt wirklich weniger CO₂ beim Wirtschaften. Oder das Unternehmen zahlt Geld und lässt andere CO₂ sparen. Wer wirklich was fürs Klima tut und wer sich drückt, schaut sich eine Klimaorganisation aber genau an.

Klimafreundlicher zu wirtschaften, ist für Unternehmen heute keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Konsument:innen, Umweltbewegungen wie Fridays for Future, aber auch Regierungen üben Druck aus, damit Unternehmen ihren CO₂-Ausstoß und ihren Ressourcenverbrauch verringern. Will ein Unternehmen also sein Image bewahren und weiter Geld verdienen, muss es sich mit seiner Klimabilanz auseinandersetzen.

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Echte Maßnahmen zur CO₂-Reduktion

Viele Unternehmen tun das auch. Sie schauen sich ihre Produktionsprozesse und Lieferketten genau an. An welcher Stelle werden fossile Brennstoffe verwendet, wo kann man Energie sparen und wo Transportwege verkürzen? Gibt es alte Maschinen, die man tauschen muss oder ein Bürogebäude, dass thermisch saniert gehört?

Nehmen wir ein konkretes Beispiel zur Hand, wie echte CO₂-Sparmaßnahmen aussehen können: Eine Bäckerin hat bisher ihr Mehl von einem weit entfernten Zulieferer bezogen und ihre Öfen mit Erdgas geheizt. Um klimafreundlicher zu werden, steigt sie auf regionales Mehl um.

Das führt zu kürzeren Transportwegen und damit zu weniger CO₂-Ausstoß. Und sie investiert in Backöfen, die mit Holzpellets heizen. Im Gegensatz zu Erdgas entsteht bei Holz kein zusätzliches CO₂. Zuletzt nutzt sie die Abwärme der Öfen, um ihr eigenes Warmwasser zu erzeugen. Das mag wenig erscheinen, doch in der Summe führen solche Maßnahmen zu großen CO₂-Einsparungen.

Der zweite Weg: CO₂-Kompensation

Nicht alle Unternehmen handeln so. Neue Öfen kosten Geld und nicht alle sind bereit, zu investieren. Für Unternehmen ist der zweite Weg oft günstiger – zumindest kurzfristig.

Sie setzen auf sogenannte CO₂ -Kompensation. Dabei reduzieren sie CO₂ nicht durch direkte Maßnahmen im eigenen Betrieb, sondern durch die finanzielle Unterstützung von Klimaschutzprojekten. Meist im globalen Süden.

Das Unternehmen zahlt also Geld ins Ausland. Dort wird zum Beispiel ein Wald gepflanzt oder eine PV-Anlage errichtet. Und dann rechnet sich das Unternehmen die CO₂-Einsparungen des Projekts selbst zu. Jetzt könnte man sagen: Hauptsache, CO₂ wird eingespart. Die Klimakrise ist in weltweites Problem und egal, wo CO₂ eingespart wird, wirkt es der Klimakrise entgegen.

Keine soliden Belege, dass Kompensation wirkt

CO₂-Kompensation ist jedoch umstritten. In einer umfassenden Untersuchung stellte die renommierte Klimaorganisation Science Based Targets Initiative (kurz SBTi) fest, dass Kompensation keine legitime Methode für Unternehmen ist, um ihre CO₂-Bilanz zu verbessern. Der Grund: Wissenschaftliche Studien konnten die Wirkung bisheriger CO₂-Kompensationen nicht belegen.

Ein Projekt, das beispielsweise die Aufforstung eines Waldes unterstützt, mag zunächst vielversprechend klingen. Doch was passiert, wenn der gepflanzte Wald nach einigen Jahren wieder abstirbt? Dann wurde keinerlei zusätzliches CO₂ gebunden, das Unternehmen hat sich die Einsparung aber angerechnet.

Und auch die Photovoltaikanlage garantiert nicht, dass wirklich zusätzliches CO₂ eingespart wird. Denn die Anlage wäre vielleicht so oder so gebaut worden, egal ob ein Unternehmen nun Geld zuschießt oder nicht. Und tatsächlich CO₂ eingespart wird auch nur dann, wenn für die PV-Anlage ein anderes klimaschädliches Kraftwerk stillgelegt wird. Auch das passiert nicht immer.

Label der Science Based Targets Initiative

Für Konsument:innen ist es aber schwierig zu erkennen, ob ein Unternehmen wirklich klimafreundlich wirtschaftet oder lediglich auf Kompensationen setzt. Die klar ablehnende Haltung der Science Based Targets Initiative zur Kompensation kommt da gelegen. Hat ein Unternehmen Klimaziele, die von dieser Initiative abgesegnet sind, dann weiß man: Die sparen wirklich CO₂ in ihren eigenen Abläufen.

Druck auf Initiative ausgeübt

Das hätte sich aber fast geändert, wie ein vor kurzem bekannt gewordener Vorfall zeigt. Große Konzerne und selbst die US-Regierung versuchten, die Initiative dazu zu bewegen, auch Kompensationen als gültige Maßnahme anzuerkennen. Erst große Proteste der Belegschaft konnten das verhindern.

Wenn sich ein Unternehmen zukünftig am Markt behaupten will, führt kein Weg an echter Veränderung vorbei. Klimafreundliche Investitionen und Umschulungen kosten zwar Geld und Zeit, keine Frage. Aber der Nutzen für Umwelt, Gesellschaft und nicht zuletzt das eigene Image überwiegen bei weitem. Diese Erkenntnis ist aber noch nicht in allen Köpfen angekommen.

Über die/den Autor:In

Markus Englisch
Markus Englisch
Markus studierte TV- und Medienproduktion in Wien. Sein größter Antrieb als Journalist ist es, die Klimakrise für alle Menschen begreifbar zu machen. Zuletzt war er als Redakteur bei PULS 4 tätig und leitete das Nachhaltigkeitsmagazin KLIMAHELDiNNEN.

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