Die Auswirkungen der Klimakrise sind bereits spürbar – und je heißer es auf der Erde wird, desto mehr werden sie eskalieren. Zu diesem Schluss kommt der jüngste Bericht des Weltklimarats (IPCC). Was es dringend braucht: „ehrgeizigere Maßnahmen“.
Die Risiken und negativen Auswirkungen durch den menschengemachten Klimawandel sind bereits eingetreten, und sie werden mit jedem weiteren Schritt der globalen Erwärmung weiter eskalieren. So die drastische Prognose von Dutzenden Forschenden des Weltklimarats (IPCC). Einige künftige Veränderungen seien unvermeidbar oder gar unumkehrbar, aber mit einer schnellen und nachhaltigen globalen Treibhausgasreduzierung könnten sie begrenzt werden, hieß es im jüngsten Bericht.
Aktuelle Pläne reichen nicht
Nach sechs Teilberichten hat der Weltklimarat nun den „Synthesebericht“ veröffentlicht. „Er unterstreicht die Dringlichkeit ehrgeizigerer Maßnahmen“, sagte IPCC-Vorsitzender Hoesung Lee. Der Text richtet sich an alle politischen Entscheidungsträger:innen. Fünf Jahre nach der ersten Publikation sei die Herausforderung noch größer. Die Treibhausgasemissionen (THG) würden weiter steigen, doch die aktuellen Pläne seien unzureichend, um den Klimawandel zu bekämpfen. In Zukunft könnte die Klimakrise eskalieren.
Für 1,5 Grad-Ziel: globale Emissionen bis 2030 halbieren
Die Emissionen sollten bereits jetzt zurückgehen und müssen bis 2030 um fast die Hälfte gesenkt werden, wenn die Erwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden soll. Darauf hatte sich die Staatengemeinschaft 2014 in den Pariser Klimazielen geeinigt. „Klimagerechtigkeit ist von entscheidender Bedeutung, weil diejenigen, die am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben, unverhältnismäßig stark davon betroffen sind“, wurde Aditi Mukherji, eine von 93 Autor:innen des Syntheseberichts, zitiert.
Klimawandel betrifft Menschen, Regionen und Sektoren unterschiedlich
Der Klimawandel habe bereits die Ernährungssicherheit verringert, die Wasserversorgung beeinträchtigt und behindere die Bemühungen, die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu erreichen, heißt es in dem Bericht. Die bereits weit verbreiteten negativen Auswirkungen und die damit verbundenen Verluste und Schäden (Loss and Damage) hätten sich zudem ungleich über Systeme, Regionen und Sektoren verteilt. Wirtschaftliche Schäden durch den Klimawandel wurden in Sektoren wie Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Energie und Tourismus festgestellt. Städtische Gebiete sind von nachteiligen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, den Lebensunterhalt und wichtige Infrastrukturen betroffen.
Negativer CO₂-Ausstoß gefordert
Der Weltklimarat wies zudem darauf hin, dass die Erwärmung auch dann noch reduziert werden kann, wenn sie ein bestimmtes Niveau wie das 1,5 Grad-Ziel bereits überschritten hat. Dafür ist ein negativer globaler Netto-CO₂-Ausstoß notwendig, der nicht nur erreicht, sondern auch aufrechterhalten werden müsste. Kritik haben die Wissenschafter:innen an den derzeitigen globalen Finanzströmen für die Anpassungsmaßnahmen geäußert, diese seien unzureichend und behindern die Umsetzung der Möglichkeiten, und zwar insbesondere in Entwicklungsländern.
Wissenschaft so klar wie noch nie
Man sollte die Rolle des Weltklimarates (IPCC) im Zusammenhang mit den Bemühungen zur Treibhausgas-Reduktion „nicht unterschätzen“, erklärte Keywan Riahi gegenüber der APA. Er ist Klimaforscher am Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse in Laxenburg. Das Papier zeige viele Maßnahmen auf, die „rasch umgesetzt“ werden müssten. Auf wissenschaftlicher Seite sei man klar wie noch nie, die Politik müsse nachziehen.
Es brauche jedenfalls eine „effektive Einbindung“ von Wissenschafter:innen in den gesellschaftlich so zentralen Prozess der Umstellung des Energiesystems mit all seinen Auswirkungen, ohne dass Forscher politische Entscheidungen vorwegnehmen. Der Politik würde es guttun, „sich multiple Auswirkungen der unterschiedlichen Lösungen rational anzuschauen“, und weniger ideologiegetrieben zu agieren. Leider laufe die Diskussion in Österreich vielfach „abgehoben“ von der klaren Faktenlage ab, kritisiert Riahi.
42 Prozent der Emissionen in nur 30 Jahren
Die historischen kumulierten Netto-CO₂-Emissionen von 1850 bis 2019 betrugen 2.400 Gigatonnen CO₂. 58 Prozent davon kamen bis 1989 zustande. Für die restlichen 42 Prozent brauchte es nur noch die 30 Jahre bis 2019. Im Jahr 2019 waren die atmosphärischen CO₂-Konzentrationen so hoch wie seit mindestens zwei Millionen Jahren nicht mehr und die Konzentrationen von Methan wie seit mindestens 800.000 Jahren nicht mehr. (RED/APA)