Ein gemischtes Bild der Fortschritte in der Energie- und Klimapolitik weltweit zeichnet der am Mittwoch bei der UNO-Klimakonferenz Cop29 in Baku veröffentlichte Klimaschutz-Index von Germanwatch und dem New Climate Institut.
Demnach hat sich der Ausbau erneuerbarer Energien massiv beschleunigt, allerdings gebe es auch heftige Widerstände gegen eine Abkehr von fossilen Energien. Österreich rückt gegenüber dem Vorjahr im Ranking von Platz 32 auf 23 vor. Wie seit Jahren üblich, ließen Germanwatch und das New Climate Institut in ihrem Gesamtranking die ersten drei Plätze leer – um deutlich zu machen, dass die Anstrengungen und Fortschritte aller Länder beim Klimaschutz noch zu gering sind. Den besten Platz belegt mit Rang vier erneut Dänemark mit einem „gut“ in der Gesamtwertung und „sehr gut“ bei erneuerbaren Energien. Es folgen die Niederlande und Großbritannien auf Platz fünf und sechs. Bei den Erneuerbaren wurden mit Norwegen und Schweden zwei weitere skandinavische Länder mit „sehr gut“ bewertet.
Österreich steigt um neun Plätze
Österreich habe zwar neun Plätze gutgemacht, liegt aber immer noch unter den Ländern mit einer mittelmäßigen Klimaschutzperformance. Damit könne man nicht zufrieden sein, so das kritische Statement von Global 2000. „Um in die Top-Liga der Klimaschutz-Performer vorzustoßen, braucht es weitere entschlossene Maßnahmen der nächsten Regierung“, so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher der Umweltorganisation. ÖVP, SPÖ und NEOS seien bei ihren Koalitionsverhandlungen entsprechend gefordert.
Im Index wurden uns der hohe Anteil erneuerbarer Energie und der Trend der zuletzt sinkenden Treibhausgasemissionen positiv angerechnet. Hervorgehoben wurden wirksame Klimaschutzmaßnahmen der letzten Regierung. Darunter die Förderungen für den Austausch fossiler Heizkessel, die thermische Sanierung oder das Klimaticket. Kritisch hingegen werden im Bericht der nach wie vor hohe CO₂-Ausstoß pro Kopf, der hohe Energieverbrauch und das Fehlen verbindlicher Ausstiegsfristen für fossile Heizungen oder eines Klimaschutzgesetzes in Österreich aufgeführt.
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Mehr InformationenJasmin Duregger von Greenpeace Österreich würdigte das Erreichte: „Österreich macht einen deutlichen Sprung nach vorne beim Klimaschutzranking.“ Zeit zum Ausruhen bleibe aber sicher nicht. Deshalb sieht sie ebenfalls die nächste Regierung gefordert. Nur mit einem umfassenden Klimaprogramm würden sich Klimaschutz konsequent vorantreiben und eskalierende Wetterextreme eindämmen lassen.
Deutschland rutscht leicht ab
Deutschland ist leicht auf Platz 16 abgerutscht, da in den Sektoren Verkehr und Gebäude kaum Fortschritte erkennbar seien. Kritisiert wurden zudem das Verwässern des Klimaschutzgesetzes sowie Haushaltskürzungen. Deutliche Fortschritte attestieren die Organisationen unseren Nachbarn beim Ausbau erneuerbarer Energien sowie in gewissem Maße auch bei der Senkung der Treibhausgasemissionen insgesamt.
Großbritannien unter Top 10
Einer der größten Aufsteiger ist im Klimaschutz-Index Großbritannien, das sich dank ehrgeiziger Bemühungen seiner neuen Labour-Regierung von Platz 20 auf Platz sechs verbesserte. Größte Absteiger sind die Schweiz, Finnland und Argentinien – vor allem wegen jeweils deutlich schlechterer Bewertungen ihrer Klimapolitik.
China und die USA weiterhin schlecht
Die weltweit größten Treibhausgas-Emittenten China und USA werden beide als „sehr schlecht“ bewertet. China erreicht nur Platz 55, die USA sogar nur Platz 57 – insbesondere wegen sehr hoher Emissionen sowie sehr hohem Pro-Kopf-Energieverbrauch. Beiden Ländern werden allerdings positive Entwicklungen beim Ausbau erneuerbarer Energien bescheinigt. Auch in China scheine zudem der Höhepunkt des Treibhausgasausstoßes nahezu erreicht zu sein, heißt es in dem Bericht. Notwendig bleibe aber eine klare Abkehr von fossilen Energien. Die Europäische Union erreichte insgesamt Rang 17, Schlusslichter der Gesamtskala sind Saudi-Arabien und der Iran.
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Mehr InformationenSo wurde gewertet
Der Klimaschutz-Index umfasst insgesamt 63 Staaten sowie die EU. Sie zusammen sind demnach für mehr als 90 Prozent des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich. Bewertet werden Treibhausgasemissionen (40 Prozent Gewichtung für das Gesamtranking), Erneuerbare Energien (20 Prozent), Energieverbrauch (20 Prozent) und Klimapolitik (20 Prozent) nach festgelegten Kriterien. Dabei fließen neben dem jeweiligen Ist-Stand auch Trends und Perspektiven in die Wertung ein. An dem Index sind rund 450 Expertinnen und Experten beteiligt. (Red./APA)