Wörthersee: Ostbucht bleibt!?

Statt Erholung für alle, Sauna für wenige: Am östlichen Ufer des Wörthersees soll ein Badehaus mit ganzjährigem Saunabetrieb errichtet werden. Während die Klagenfurter Stadtwerke damit den Tourismus fördern wollen, befürchten kritischen Stimmen unter anderem den Verlust einer der letzten frei zugänglichen Uferstellen.

Türkises Wasser, Sonnenschein & südländisches Flair: Der Wörthersee zählt zu den beliebtesten Badeseen in Österreich und ist mit einer Fläche von 19,39 km² auch einer der größten. Das mediterrane Ambiente des Sees lockt von Frühjahr bis Herbst Besucher:innen aus der ganzen Welt an und macht ihn zum Schauplatz zahlreicher Events wie Ironman, Starnacht und Fête Blanche.

Entlang des Wörthersees liegen mehrere Gemeinden und Ortschaften, darunter Velden, Pörtschach, Krumpendorf und die Hauptstadt Klagenfurt. Das macht den Wörthersee zu einem bedeutenden Anziehungspunkt für Tourismus, Erholung und Freizeitaktivitäten in der Region. An den Ufern befinden sich zahlreiche Strandbäder, Restaurants und private Grundstücke – frei zugängliche Uferstellen gibt es hingegen nur mehr selten. Der Wörthersee ist bereits zu 91 Prozent verbaut. Ein spontaner Sprung ins kühle Nass ist nur noch vereinzelt möglich, wie beispielsweise in der Ostbucht in Klagenfurt.

Ostbucht am Wörthersee: Strandbad Klagenfurt

Die Ostbucht am östlichen Ufer des Wörthersees ist einer der beliebtesten Orte für Events & Erholung. Dort liegt auch Europas größtes Binnenstrandbad, das Klagenfurter Strandbad. Es ist bereits über 100 Jahre alt und zieht jedes Jahr viele Einheimische und Tourist:innen an. Viele Jahre wurde auf der Südseite des Bades auch der legendäre Beachvolleyball Grand Slam veranstaltet.

Jetzt soll das Strandbad renoviert werden und im Zuge dessen um ein komplett neues Badehaus mit Sauna und Kältebecken im Ganzjahresbetrieb erweitert werden. Während die Klagenfurter Stadtwerke (STW), die auch das Strandbad Klagenfurt führen, bereits intensiv mit der Planung des Zubaus beschäftigt sind, haben viele Einheimische Bedenken. Darunter auch Olga Voglauer von den Kärntner Grünen, sie befürchtet, dass durch den Umbau eine der letzten frei zugänglichen Uferstellen am See verloren gehen könnte. Doch warum?

Ostbucht Wörthersee: Das Problem

Das neue Badehaus soll auf der grünen Wiese im Süden des Strandbades entstehen. Aktuell befinden sich dort mehrere Fußball- und Beachvolleyball-Plätze, die vor allem junge Menschen anlocken. Darüber hinaus gibt es gleich neben an eine der letzten frei zugänglichen Uferstellen am Wörthersee: die Hundewiese. Diese Uferstelle wird von vielen Einheimischen als Naherholungsgebiet sehr geschätzt, da man hier kostenlos schwimmen gehen kann und es auch Hunden erlaubt, ins kühle Nass zu springen. Gleichzeitig ist die Uferstelle Teil des Natura 2000-Schutzgebiets und daher sehr wertvoll für viele einzigartige Tiere und Pflanzen, die europaweit geschützt sind.

Die Ostbucht ist ein wertvolles Naherholungsgebiet für Mensch wie Tier. © Wörthersee Tourismus
Die Ostbucht ist ein wertvolles Naherholungsgebiet für Mensch wie Tier. © Wörthersee Tourismus

Der Bau eines Badehauses im Ganzjahresbetrieb hätte daher weitgehende Folgen für:

  • Die Natur

In der Ostbucht, gleich neben dem Strandbad, befindet sich der Lendspitz – eine kleine Halbinsel und das Ende des Lendkanals, der von der Altstadt Richtung See führt. Der Lendspitz ist einer der letzten natürlichen Rückzugsorte am See und ein bedeutender Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt. Deshalb ist das Gebiet des Lendspitz-Maiernigg 2005 auch offiziell zum Natura 2000-Schutzgebiet erklärt worden.

Ein Bau eines ganzjährig geöffneten Saunabetriebs könnte die Ruhe der dort ansässigen Tierwelt stören, da das Badehaus mehr Menschen und Aktivitäten anziehen würde. Langfristig könnte das die Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere beeinträchtigen und die empfindliche Umwelt des Sees gefährden.

  • Bodenversiegelung

Kärnten ist österreichweit Spitzenreiter beim Bodenverbrauch pro Kopf. Anstatt zu bauen, sollte daher die Natur geschützt und erhalten werden. Der Bau eines Badehauses würde allerdings nicht nur neue Räumlichkeiten erfordern, sondern auch eine zusätzliche Infrastruktur, einschließlich Parkplätzen. Dadurch würden weitere wertvolle Böden versiegelt. Zudem würde ein weiterer frei zugänglicher Seezugang und somit ein wichtiges Naherholungsgebiet verloren gehen.

  • Erholungsgebiet

Die Ostbucht und ihr Naturschutzgebiet, der Lendspitz-Maiernigg, befinden sich direkt neben den stark frequentierten touristischen Zonen wie Strandbad, Europapark und Minimundus. Dadurch bietet sie vielen Menschen inmitten des Seetrubels einen Ort zur Erholung.

Hier gibt es viele Möglichkeiten zum Sporteln, Entspannen und unbeschwerten Baden im See, ohne in überfüllte Bäder gehen zu müssen. Ein Umbau würde jedoch den freien Zugang für alle einschränken. Laut Bauplan soll der Seezugang nur noch durch das Badehaus und mit Badehose oder Bikini bekleidet möglich sein. Dadurch würde aus einem Seezugang für alle ein Saunabereich, der nur wenigen vorbehalten ist. Demnach würde das den Klagenfurter:innen ein großes Stück Freiheit und Erholung am See nehmen.

Kein Wunder also, dass es von vielen Seiten Kritik hagelt.

„In Zeiten des Klimawandels weiterhin Böden maßlos zu versiegeln und den Klagenfurter:innen ihren letzten freien Seezugang und Erholungsraum zu nehmen, ist nicht zu akzeptieren.“

Während die Klagenfurter Stadtwerke und der aktuelle Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) von dieser Erweiterung begeistert sind und darin eine Chance für ganzjährigen Tourismus am See sehen, sprechen sich andere deutlich gegen den Bau aus. Wie Olga Voglauer, die gemeinsam mit den Kärntner Grünen eine Petition zum Schutz der Ostbucht gestartet hat. „In Zeiten des Klimawandels weiterhin Böden maßlos zu versiegeln und den Klagenfurter:innen ihren letzten freien Seezugang und Erholungsraum zu nehmen, ist nicht zu akzeptieren“, so Voglauer. Auch Vizebürgermeister Philipp Liesnig und Stadträtin Corinna Smrecnik von der SPÖ sehen den Umbau kritisch. Sie befürchten, dass die Verbauung der Beach-Volleyball- und Fußballplätze die Jugend vom See vertreiben könnte, und betrachten den Verlust sowie den Zubau des freien Seezugangs als großes Problem. „Sauna ja, aber nicht zwingend auf einem der ökologisch und ökonomisch wertvollsten Grundstücke der Stadt“, meint Stadträtin Smrecnik.

Das Projekt „Sauna am See“ ist aktuell stillgelegt. Ob es so bleibt oder ob die STW doch einer der letzten Seezugänge für die Öffentlichkeit verbaut, ist ungewiss.

Bist du aus Kärnten und auch gegen den Bau des Badehauses, aber für einen See, der allen zugänglich ist? Dann kannst du die Petition zum Schutz der Ostbucht am Wörthersee hier unterschreiben.

Über die/den Autor:In

Linda Weidinger
Linda Weidinger
Linda hat Publizistik- und Kommunikationswissenschaft sowie CREOLE an der Uni Wien studiert. Die letzten Jahre arbeitete sie als Journalistin und Social Media-Redakteurin. Ihr Ziel: Die Menschen aufzuklären. Ihr Traum: eine offene, tierliebe und tolerante Gesellschaft. Ihre Schwerpunkte: Gerechtigkeit, Klima- und Umweltschutz.

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