Bäume ziehen Kohlendioxid aus der Luft, wandeln es in Sauerstoff und beeinflussen unser Klima dadurch positiv. Deshalb gelten Bäume auch als Klimaretter. Damit das aber auch so bleibt und unsere Wälder weiterwachsen können, müssen sie klimafit gemacht werden. FREDA erklärt, wie das funktioniert und warum nicht jeder Baum in jeden Wald passt.
Wie viele Bäume gibt es in Österreich? Wie steht es um unsere Biodiversität? Gibt es ausreichend Holzvorrat? Fragen über Fragen, die im Zuge der Österreichischen Waldinventur für den Zeitraum 2016 bis 2021 des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (kurz BML) untersucht worden sind. Mit einem durchaus positiven Ergebnis: Österreichs Waldfläche ist in den letzten zehn Jahren trotz negativer Natureinflüsse wie Sturmschäden oder Borkenkäfer täglich um eine Größe von neun Fußballfeldern gewachsen. Österreichs Waldfläche beträgt damit mittlerweile vier Millionen Hektar, das ist fast die Hälfte der gesamten Staatsfläche. Das wirkt sich auch positiv auf den Holzvorrat aus. Denn es wächst mehr Holz nach, als genutzt wird. 89 Prozent des Zuwachses wird geerntet. Der Rest bleibt naturbelassen und das ist auch gut so. Denn Bäume und Wälder sind eine wirksame Waffe gegen den Klimawandel. Sie ziehen Kohlendioxid aus der Luft und lagern Kohlenstoff im Holz und im Waldboden ein. Gesunde Wälder sind damit die größten Kohlenstoffspeicher.
Wie kann ein Wald klimafit werden?
Damit ein Wald gegenüber Klimaveränderungen wie erhöhte Temperaturen, extreme Unwetter und Schädlingen bestehen kann, braucht es eine nachhaltige ökologische Waldbewirtschaftung. Sie greift den Bäumen unter die Wurzeln und bereitet sie auf die Zukunft vor. Denn nicht jeder Baum passt in jedes Gebiet und auch nicht jeder Baum ist gleich gut als Klimaretter geeignet.
Die richtigen Baumarten pflanzen
Ein Wald ist ein komplexes Ökosystem und je nach Klima und Region benötigen Bäume verschiedene Standortbedingungen. Aufgrund der Klimakrise und der steigenden Temperaturen ändern sich diese derzeit so schnell, dass sich nicht alle Pflanzen entsprechend anpassen können. Baumarten wie die Fichte, mit 46 Prozent Österreichs weitverbreitetster Baum, leiden unter der zunehmenden Trockenheit, Hitze und den Schädlingen. Die Folge: die Bäume sind gestresst, werden schwach und erkranken.
Damit der Waldbestand aber nicht zurückgeht, sondern stark und gesund bleibt, ist es wichtig, Bäume anzupflanzen, die standortangepasst und langfristig überlebensfähig sind. Beispielsweise werden sich zukünftig besonders im Osten Österreichs und im Flachland wärmeliebende und trockenresistentere Baumarten wie Douglasie oder Lärche leichter tun. Die Douglasie ist ein aus Nordamerika stammender Nadelbaum. Er gilt als schnellwüchsig und kommt mit trockenen Perioden sehr gut zurecht. Die Lärche gilt als Alternative zur Fichte. Sie wächst vor allem in den höheren Berglagen, wird aber immer häufiger im Flachland als Mischbaumart eingesetzt. Dank ihrer starken Wurzeln, die bis zu zwei Meter in die Tiefe wachsen, ist sie besonders sturmfest. Welcher Baum passt am besten in welches Gebiet? Die interaktive Baumartenampel des BML hilft bei der optimalen Baumstandortsuche.
Durchmischung der Baumarten
Von Natur aus sind die meisten Wälder in Europa Mischwälder. Das heißt, in den Wäldern kommen verschiedene Baumarten gemeinsam vor, teilweise mischen sich auch Laub- und Nadelbäume. Das sorgt für eine gesunde Waldlandschaft. Viele Waldbesitzer:innen haben aber lange Zeit auf Monokulturen gesetzt. Das heißt, über mehrere Jahre hat man auf derselben Fläche nur eine Baumart, größtenteils die Fichte, angebaut. Das galt als ertragreicher und auch leichter beim Abholzen, hat dem Wald auf lange Sicht jedoch geschadet. Studien zeigen, dass Monokulturen für den Wald viel schädlicher sind als Mischkulturen. Sie sind anfälliger für Schädlinge, bieten weniger Tieren und Pflanzen Schutz und nehmen weniger CO₂ auf.
Eine der wichtigsten Maßnahmen, den Wald an die Klimakrise anzupassen, ist deshalb Laub- mit Nadelbäumen zu mischen. Die Vorteile sind:
- Mischwälder speichern mehr CO₂ als Monokulturen
- Baumarten ergänzen sich gegenseitig, weshalb Mischwälder besser mit Wasser und Nährstoffen versorgt sind
- sie sind widerstandsfähiger und gesünder
- sie schaffen eine höhere Biodiversität, das heißt sie bieten mehr Tieren und Pflanzen Schutz und Nahrung
- durch verschiedene Baumarten und vielfältige Lebensräume wie Totholz, Veteranenbäume und Wasserstellen wird der Wald widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Schädlinge und Notlagen
Pflegemaßnahmen für den Wald
Die Pflege des Waldes ist eine extrem wichtige und notwendige Arbeit. Denn dadurch bekommt ein Wald eine gesunde und schnell wachsende Vegetation.
Zu den Pflegemaßnahmen gehören:
- Zu alten Waldbeständen, die nicht weiterwachsen, werden Baumsetzlinge gesetzt. Dadurch werden die alten Bäume robust und gesund gehalten.
- Durch das gezielte Fällen von Bäumen wird Platz für neue Bäume und Pflanzen geschaffen – dadurch kann man auch neue Baumarten anpflanzen und den Wald durchmischen.
- Habitatbaum und Totholz im Wald belassen: Habitatbäume sind Bäume, die anderen Lebewesen besondere Lebensräume anbieten wie Bäume mit Höhlen für baumbrütende Vögel. Totholz sind abgestorbene Bäume, die Tieren und Pflanzen als Nist-, Entwicklungs-, Nahrungs- oder Überwinterungsplätze dienen.
- Regelmäßiges Durchforsten: Das heißt, der Wald wird planmäßig ausgeholzt und von minderwertigen Stämmen befreit.
- Schutz von Wildschäden: Wildtiere sind ein fester Bestandteil des Ökosystems Wald. Gibt es allerdings zu viel Reh-, Rot- und Gamswild, führt das zu Schäden im Wald. Wild frisst gerne die Knospen der jungen Bäume. Diese sind dadurch geschwächt und können nicht richtig wachsen.
- Schutz vor allgemeinen Schäden: Auch bei der Ernte sollte man darauf achten, die Bäume nicht zu verwunden oder den Boden so zu verdichten, dass Feinwurzeln Schaden nehmen. Beispielsweise, wenn man mit einem schweren Gerät durch den Wald fährt.
Fit für die Zukunft
Die durch die Klimakrise verursachten Trockenperioden, extremen Stürme und steigenden Schädlingsbefall haben unseren heimischen Wäldern in den letzten Jahren extrem zugesetzt. „Damit unsere Wälder auch in Zukunft Lebensraum für Pflanzen und Tiere sein können, Erholungsraum für uns Menschen und Wirtschaftsraum mit tausenden Arbeitsplätzen, müssen wir sie klimafit machen“, erklärt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. Aus diesem Grund hat das BML den Waldfonds gegründet. Der Fonds umfasst zehn Maßnahmen, die die Waldbewirtschafter:innen bei der Wiederaufforstung, bei Borkenkäferschäden und auch bei der Förderung von Biodiversität unterstützen sollen – umso langfristig Wälder klimafit zu machen. Der Waldfonds ist mit 350 Millionen Euro das größte Unterstützungspaket, das es für Österreichs Wälder jemals gegeben hat.